Beratungsnetzwerk meldet Rechtsextremismus in Hessen im Aufwind
15.10.2025 (pm/rd) Von alarmierenden Zahlen zu rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Vorfällen in Hessen berichtet das Demokratiezentrum Hessen im Jahresbericht 2024. Seit Gründung 2007 habe es noch nie gab es so viele Beratungsanfragen von Schulen gegeben.
In den gemeldeten Fällen ging es vor allem um rechtsextremistische, rassistische, antisemitische, queer- und andere demokratiefeindliche Vorfälle, bei denen Einzelpersonen, Institutionen oder Gruppen Unterstützung suchten. Die Zahl der begleitenden Bildungs- und Präventionsveranstaltungen, wieWorkshops und Vorträge, stieg auf 215. Im Vorjahr 2023 waren es 148, wird mitgeteilt.
Der Jahresbericht 2024, der jetzt vom Demokratiezentrum veröffentlicht wurde, dokumentiert diese Entwicklungen detailliert und liefert vertiefende Einblicke in Ursachen, regionale Besonderheiten, thematische Schwerpunkte sowie die Arbeit des Netzwerks in herausfordernden Zeiten.
Krisen und Radikalisierung befeuern Beratungsbedarf
Das Demokratiezentrum Hessen führt den starken Anstieg der Fallzahlen unter anderem auf die Auswirkungen der anhaltenden und vielfältigen gesellschaftlichen Krisen zurück – darunter die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, Inflation, Klimawandel und migrationspolitische Debatten. Diese Entwicklungen verstärken gesellschaftliche Verunsicherung, würden zu Polarisierungen und wachsendes Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen führen, wird erläutert.
Hinzu komme eine zunehmende digitale Verrohung Im Internet werden Menschen immer häufiger Zielscheibe von Hass, Hetze und rechtsextremen Narrativen. Dies schlage sich auch in der Beratungspraxis nieder, die vielerorts geleistet wird.
Viele Ratsuchende wenden sich präventiv an die Beratungsstellen oder suchen Hilfe beim Aufbau lokaler Bündnisse gegen Rechtsextremismus“, erklärt Dr. Reiner Becker, Leiter des Demokratiezentrums Hessen. „Die Menschen erleben hautnah, dass rechtsextremen Ideologien längst wieder im Alltag angekommen sind – und sie wollen etwas dagegen tun.“
Anhaltende Entwicklung in 2025
Die Entwicklungen setzen sich auch im laufenden Jahr 2025 fort. Bereits zwischen Januar und April 2025 wurden 112 Beratungen sowie 64 Bildungs- und Präventionsmaßnahmen verwirklicht – so viele wie noch nie zu diesem frühen Zeitpunkt in einem Kalenderjahr.
Besonders häufig wurden Vorfälle aus Schulen, Nachbarschaften und dem öffentlichen Raum gemeldet. Zudem sei auffällig, dass viele Anfragende präventiv aktiv werden möchten, etwa durch den Aufbau von lokalen Bündnissen, Netzwerken oder Initiativen gegen Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit.
Gefragt: Demokratische Infrastruktur – nicht nur Projektarbeit
Becker betont angesichts der dramatischen Fallzahlen: „Die Anforderungen an unsere Beratungsarbeit wachsen stetig – aber die Strukturen werden schwächer. Trotz des Höchststands an Anfragen war die Finanzierung unserer Arbeit noch nie so unsicher wie 2024. Dabei ist klar: Unsere Demokratie muss gefestigt und resilienter gemacht werden.“