Ballsport als Provisorium in altem Industrielagergebäude
Marburg 10.10.2012 (yb) Das Aufgebot an Offiziellen, Firmen-, Vereins-, Verbands- und Schultvertretern nebst einbestellten Schülern und Sportlern stand im umgekehrt-proportionalen Verhältnis zu Anmutung, Profil und Leistungsfähigkeit von Marburgs ’neuer‘ Ballsporthalle in der Frauenbergstraße. Offensichtlich sollte mit der Übergabe dieser Maßnahme zur Verringerung der bestehenden Unterversorgung an gedeckten Sportflächen, ob für Schulen oder für Vereine, Bedeutung und Wahrnehmung verliehen werden. So waren denn die beiden Bürgermeister erschienen und begrüßten eine an Köpfen zahlreiche Versammlung. Doch das Ergebnis hat nicht alleine einen anwesenden Sportlehrer deutlich enttäuscht. Die Anmutung und Konstruktion erinnert eher an Barackenarchitektur aus der Nachkriegszeit des letzten Jahrhunderts. Die Funktionalität ist ausgeprägt suboptimal, um es vorsichtig zu formulieren. Die mit zahlreichen nur teilweise kaschierten Stahlstützen in zwei Zonen zergliederte Halle hat auf harten Betonboden lediglich lediglich zwei Teppichbeläge bekommen. Das sind Spielfelder, eines für Soccer/Fußball, eines multifunktional von Federball bis Tischtennis. Dazu schmale Laufstege, ein offener Umkleidebereich am Rand der größeren Halle, wenige Nebenräume, Toiletten. Fertig war die Laube. Duschen sind eingebaut worden, worauf von der Bauverwaltung ausdrücklich hingewiesen wird.
So gab es zur Übergabe, wenn hätte es angesichts dieses Aufgebots an Repräsentanten überrascht, erst einmal einen Parcours von Redebeiträgen. Oberbürgermeister Egon Vaupel meinte gar prognostizieren zu können, dass nach der derzeit für fünf Jahre geplanten Nutzungsdauer für das provisorische Konstrukt Forderungen zur Weiternutzung artikuliert werden würden. Wenn das Stadtoberhaupt sich in solcher kühner Sichtweise nicht irrt. Zuallererst bleibt zu hoffen und abzuwarten, dass angesichts vieler störender Stahlträger, einem Treppenaufgang direkt am Spielfeldrand und anderer sportlicher ‚Sollbruchstellen‘ es nicht zu häufigen Sportunfällen mit Verletzungen kommen wird.
Wie sich Eignung und Innentemperaturen der mit einer Warmluftgebläseheizung ausgestatten Halle im Winter angesichts dürftiger Isolation der Außenwände darstellen, wird sich zudem erweisen müssen. Im Sommer ist jeder Rasenplatz diesem Raumangebot sowieso weit überlegen.
Es wird sich also erst zu zeigen haben, ob mit dieser ‚Lösung‘ für die Adolf-Reichwein-Schule als hauptsächlichen Nutzer und für die in Vereinen auf Raumsuche befindlichen Sportler sich in der zweiten Reihe der Frauenbergstraße so etwas wie ein Domizil auftuen kann. Zu wünschen ist es allen Sporttreibenden, die darüber mit den Füßen abstimmen werden und hoffentlich nicht gegen die Wand oder vielen anderen Hindernisse prallen.