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‚Echt hessisch? – Land, Leben, Märchen‘ eine Ausstellung von Studierenden der Philipps-Universität

Marburg 11.12.12 (ma) Am vergangenen Freitag eröffnete im Marburger Landgrafenschloss anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Grimm´schen ‚Kinder- und Hausmärchen‘ die Ausstellung ‚Echt hessisch? Land, Leben, Märchen‘. Initiiert von Prof. Harm-Peer Zimmermann wurde das Konzept der Ausstellung überwiegend von Studierenden im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts des Instituts für Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaft der Philipps-Universität unter Leitung von Kuratorin Christina Schlag ausgearbeitet und umgesetzt. Die daran beteiligten 26 Studierenden versuchten durch intensive Recherche anhand von ausgewählten Beispielen einen Bezug zwischen der Märchenwelt und dem hessischen Alltagsleben des 19. Jahrhunderts herzustellen.

Und das ist ihnen auf eine erfrischende Art und Weise gelungen! Entstanden ist eine klar strukturierte und kreativ gestaltete Ausstellung, deren verschiedene Bereiche, wohl zum Leidwesen der mitwirkenden Studierenden, als ‚Module‘ bezeichnet werden. Mit spielerischen Ideen – wie das Schicksalsrad oder die Nachstellung des düsteren Märchenwaldes – und zahlreichen Original-Exponaten aus dem 19. Jahrhundert versehen, könnte sie Jung und Alt begeistern. Kinder erfahren ein Stück Wirklichkeit zu den sonst sehr fantasiereichen Märchen, betagtere Generationen erkennen Alltagsgegenstände ihrer eigenen Kindheit wieder.

Die Wahrnehmung des Besuchers wird von einer Vielfalt an Illustrationen, Farben und Formen erfasst. Jedoch keineswegs zu Lasten der Belege aus den Originaltexten der Grimms. Diese sind fundiert dokumentiert und genau wie die Inhalte der Ausstellung praktisch realitätsnah umgesetzt.

´Echt (ge)hessisch!´ – Die Kulturlandschaft Marburgs und Deutschlands

Und genau darin liegt die ‚Gehessigkeit‘. Ein derart kreativen und frischen Input wie ihn die Studierenden in die Ausstellung eingebracht haben, sollte belohnt werden. Und das nicht nur mit einem ‚Freundebucheintrag‘ im Lebenslauf.

Die Kulturlandschaft Marburgs und Deutschlands lebt zunehmend von Studierenden, die sich für ein positives Praktikumszeugnis oder gut bewerteten Leistungsnachweis geradezu ausbeuten lassen. Dies äußert sich meist im Zeitpensum und Arbeitsaufwand. Die Gegenleistung, die sie für ihre unbezahlte Mitarbeit erhalten, wird oftmals unter dem Begriff der ´Praxiserfahrung´ zusammengefasst. Es steht außer Frage, dass Studierende Praxiserfahrungen sammeln müssen und, dass diese für den weiteren Lebens- und Berufsweg existentiell sind. Aber sollte gute Arbeit nicht – auch im Rahmen eines Praktikums – bezahlt sein?

Die praktischen Erfahrungen, die gemacht werden, sind ebenfalls zu hinterfragen. Oftmals werden diese in einem Praktikum überhaupt nicht erweitert. Praktikanten und Praktikantinnen lernen effektiv nichts dazu! Und als Dank für all die Mühen erhält man einen mit einem feuchten Händedruck versehenen Büchergutschein und einen Eintrag im Programm als ‚Teilnehmer/in des studentischen Lehrforschungsprojekts‘. Denn wer ist im Endeffekt die Person, die sich mit dem Erfolg eines Projekts oder Ausstellung rühmen kann? Der oder die Leiter/in der jeweiligen Institution.

Ein weiterer Missstand, der an dieser Stelle im Zusammenhang mit der Ausstellung im Landgrafenschloss genannt werden sollte, ist die Beteiligung an dem Lehrforschungsprojekt. Von den ursprünglich 26 Studierenden des entsprechenden Seminars zum Projekt, sind nach knapp zwei Jahren der Vorbereitungsarbeit, die durch einen Direktorenwechsel des Universitätsmuseums, den Weggang von Prof. Zimmermann nach Zürich und Wahl eines anderen Ausstellungsraums – wegen beginnender Museumssanierung – erschwert wurde, am Ende auf den letzten Metern nur noch eine Handvoll übrig geblieben. Und auch sie werden genau wie der Rest nur mit einem Schein, auf dem ‚Prüfung‘ oder ‚Modul bestanden‘ geschrieben steht, entlohnt.

Gute Miene zum bösen Geld-Spiel

Es ist allgemein bekannt, dass die Stadt, Museen und Kulturinstitutionen für Ausstellungen und Veranstaltungen nur geringe Budgets einbringen. Gerade aus diesem Grund benötigt die Kulturlandschaft qualifizierte, aber unbezahlte Arbeitskräfte wie Studierende oder Praktikanten und Praktikantinnen, um Ausstellungen überhaupt erst realisieren zu können. Es ist traurig – aber wahr! Daher ist es scheinbar umso erfreulicher, dass es Firmen und Kreditinstitute gibt, die kulturelle Projekte mitfinanzieren. Und das oftmals zu einem beträchtlichen Anteil. Doch der Schein trügt. Diese Institute wählen gezielt solche kulturelle Veranstaltungen aus, die voraussichtlich ein großes öffentliches Interesse auf sich ziehen und somit stark für den Sponsor mitwerben. Das Interesse gilt hier also nicht – wie immer lautstark betont – der Kultur oder den Studierenden, sondern nur dem eigenen Profit.

In der Kulturlandschaft Marburgs und Deutschlands klafft ein großes Finanzierungsloch, das vorerst nicht ausgefüllt werden kann. Doch soll dies keine Entschuldigung dafür sein gute und qualifizierte Arbeitskräfte nicht gebührend zu entlohnen.

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