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Kultur-Sponsoring und ein Firmen-Jubiläum: UNESCO-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe leistet Nachpflanzungen nach trockenheitsbedingten Fällungen in der „Tannenchaussee“

Eine fotografische Ansicht aus unseren Tagen: Die „Tannenchaussee“ im Unesco Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe, rechts die Wilhelmshöher Allee hinunter zum Innenstadtbereich von Kassel, der in rund fünf Kilometern Entfernung beginnt. MHK-Foto Siegfried Hoss

Kassel 14.07.2020 (pm/red) Die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre hat auch Auswirkungen auf das UNESCO-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe. Alleine im Jahr 2020 mussten aufgrund von Trockenheit über 400 Gehölze gefällt werden. Entsprechend seien umfassende Nachpflanzungen zur Erhaltung dieses einmaligen Ensembles erforderlich, wird von der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) mitgeteilt. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von IKEA Kassel habe man sich seitens der Firmenleitung entschlossen, diese Nachpflanzungen finanziell zu unterstützen. Mit 4 x 4.000 Euro sollen neue Gehölze beschafft werden, wird von IKEA dazu verlautbart.
Allein im 4. Quartal 2019 sind bereits mehr als 160 Gehölze gefällt worden. Die Auflistung der zu fällenden Bäume in 2020 umfasse Lärchen, Fichten, Buchen, Ahorn und Douglasien. Durchschnittlich 50 Euro sind pro nachzupflanzendem Baum nötig, so die Berechnung für den einzelnen Baum. Hinzu kommen Kosten für die Vorbereitung des Bodens sowie für die Pflanzung an sich, informiert die MHK.

Verlust der markanten dunkelgrünen Linie im Waldbestand

Durch die Fällungen ging die markante dunkelgrüne Linie im Waldbestand, die sogenannte „Tannenchaussee“ verloren, so der Hinweis. Sie konnte sowohl vom Oktogon als auch aus der Stadt ganzjährig gesehen werden. Ziel der Nachpflanzung sei es, diese Linie wieder in dem vorhandenen Buchenbestand zu erstellen und sichtbar zu machen.

Schon auf den Plänen aus der Zeit Friedrich II. ist die Tannenchaussee dargestellt. Sie führt durch einen Wald; ihre Signatur ist abweichend zu den anderen Parkwegen. Im Plan von Fuchs (um 1780) wird sie als »der neue Weg« bezeichnet.

Dieser Ausschnitt aus dem Plan von Schaeffer zeigt erstaunlich deutlich präzise Linienführungen, Wegebeziehungen und sogar die Art der Bepflanzungen, sprich verschiedene Baum-Arten. MHK-Planreproduktion

Zur Zeit von Landgraf Wilhelm IX. erfolgte ein weiterer Ausbau. 1789 wurde die Chaussee mit Rot- und Weißtannen fertig gestellt. Im Plan von Schaeffer aus dem Jahr 1796 ist dies dargestellt. Fichten wurden damals noch Rottannen genannt.

Bei den jetzt gefällten Fichten handele es sich vermutlich um die zweite Generation, denn bei der damaligen Nachpflanzung seien nur Fichten verwendet worden. Daher seien heute keine Tannen mehr vorhanden. „Die jetzt gefällten Fichten waren zwischen 100 und 160 Jahre alt“, informiert die Parkleitung der MHK nicht ohne Bedauern.

400 Gießkannen für eine große Mitmach-AktionSonderausstellung »Kassel…mit allen Wassern gewaschen« kommt 2021

Zusätzlich zur finanziellen Unterstützung der Nachpflanzungen spende IKEA Kassel 400 sogenannte „IKEA PS Gießkannen“. Diese stünden „symbolisch für das (An-)Gießen der nachgepflanzten Bäume und werden an unsere Besucher verlost.“ So könne im Prinzip jede/r mit eine Kanne Wasser dazu beitragen, dass die Schönheit des Bergparks und seiner speziellen Bepflanzung auch für zukünftige Generationen erhalten und erlebbar bleibt.  Ob das freilich in der Zukunft als neues Motto „Ab nach Kassel – Gießkannen schleppen“ populär werden wird, bleibt abzuwarten.

Die Gießkannen werden im Rahmen der großen Sonderausstellung »Kassel…mit allen Wassern gewaschen«, die vom 16. Mai.bis 12. September 2021 an fünf Standorten der Museumslandschaft Hessen Kassel stattfinden wird, verlost.

Ebenfalls im Rahmen dieser Kooperation gebe es eine Vereinbarung mit der Agentur Tigertatze. David Balhorn und sein Team wollen kostenlos, also ohne Berechnung, einen 4-minütigen Imagefilm zu der gemeinsamen Baumpflanzaktion im Bergpark produzieren. Die Werbeagentur will diesen PR-Film kostenlos für Werbezwecke „allen Beteiligten“ zur Verfügung stellen, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der MHK.

Es grünt so grün…“ – solange der Regen fällt.  Ein Spätsommertag im UNESCO-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe 2020. Wenn die Sonne schon etwas tiefer steht, werden die Schattenzonen größer und es lässt sich gut aushalten. In sympathischer Weise erleben und lustwandeln sich die Menschen in Kassel ihren Volkspark mit einem wahrhaft weitläufigem „Bowlinggreen“. Sternbald-Foto Hartwig Bambey (c) 2020

Es bleibt die Frage, ob mit „allen Beteiligten“ auch die BürgerInnen von Kassel  – und von wo immer her sie auch anreisen – gemeint sind? Denn lange schon sind die Parkanlagen kein Privileg des vormaligen Adels*** mehr, auch wenn es derzeit bedenkliche Bestrebungen zu einer „Re-Feudalisierung“ gibt, siehe Streit um das „Hohenzollern-Erbe“. Doch das ist ein anderes Thema. Bekanntlich sollte man die „Kirche lieber im Dorf lassen“ – und in Kassel nachhaltig Maßnahmen dafür ergreifen, dass der einmalige Bergpark baumbewachsen, grün und lebendig bleibt.
***Mit der November-Revolution in Deutschland des Jahres 1918 musste nicht nur Kaiser Wilhelm II. „sein Land“ verlassen. Zugleich wurden viele Privilegien abgeschafft und die Weimarer Republik als erstes demokratisches Staatswesen auf deutschem Boden nahm ihren schwierigen Anfang.

—> Siehe zu diesem Thema das aktuelle Buch des Historikers Eckhard ConzeSchatten des Kaiserreichs. Die Reichsgründung von 1871 und ihr schwieriges Erbe

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