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„Wenn ich in Marburg bin, ist mein Herz voller Hoffnung“ – Gedenken an aus Marburg deportierte Sinti

Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner und der Kreistagsvorsitzende Detlef Ruffert riefen die Namen der deportierten Sinti bei der Gedenkfeier in Erinnerung. Foto Patricia Grähling.

24.04.2022 (pm/red) Der Nationalsozialismus hat Millionen Menschen das Leben gekostet. 78 Sinti aus Marburg und Umgebung wurden Opfer des Regimes. Am 23. März 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert, viele von ihnen dort ermordet. Die Stadt Marburg hat den Menschen in diesem Jahr wieder gedacht und erinnert an ihre Namen.

 Alfred Braun war ein Jahr alt, Erwin Reinhardt zwei Monate und Klara Winter gerade sieben Monate. Babys und Kleinkinder wurden zusammen mit ihren Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Am 23. März 1943 wurden 78 Sinti aus Marburg und Umgebung nach Auschwitz deportiert – viele von ihnen wurden dort Opfer des nationalsozialistischen Massenmords.

23. März jedes Jahr im Zeichen der Erinnerung an ermordete Sinti

„Die Verbrechen des Nationalsozialismus bilden den Tiefpunkt menschlicher Zivilisation“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Gedenkveranstaltung am Bauamt der Stadt Marburg – dem früheren Landratsamt. Seine Worte, wie auch die gesamte Veranstaltung, werden in diesem Jahr pandemiebedingt wieder auf Video aufgezeichnet. So können alle Marburger/innen online mit erinnern und sich die Namen der Opfer vergegenwärtigen.

Spies erinnerte daran, dass die Verfolgung und Diskriminierung der Sinti mit dem Kriegsende 1945 kein Ende gefunden habe. „Diskriminierung der Sinti ist bis in die Gegenwart vorhanden. Wir setzen deswegen hier ein Zeichen: nie wieder Diskriminierung, nie wieder Faschismus, nie wieder rassistische Verfolgung von Menschen.“

„Diejenigen, die Auschwitz überlebten, hatten Wunden an Körper und Seele“, sagte Maria Strauß vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma bei der Gedenkveranstaltung. Auch sie betonte, dass der Antiziganismus 1945 nicht aus den Köpfen verschwunden sei. „Wie auch? An vielen entscheidenden Stellen saßen noch die gleichen Menschen, die auch im Nationalsozialismus entschieden haben. Erst 37 Jahre nach dem Krieg wurde der Völkermord an den Sinti anerkannt.“

Dennoch bleibe noch viel zu tun – denn Studien zeigten deutlich, dass es weiterhin Benachteiligungen von Sinti und Roma gibt. „Heute zu Gedenken bedeutet, Opfern einen Raum in unseren Gedanken zu geben. Danke für dieses Gedenken in Marburg. Wenn ich hier bin, ist mein Herz voller Hoffnung“, schloss Strauß.

Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner und der Kreistagsvorsitzende Detlef Ruffert gaben den deportierten Sinti Namen – soweit diese nachzuverfolgen sind. Dabei verlasen sie etwa auch die Namen von Alfred Braun, Erwin Reinhardt und Klara Winter – Babys, die nach Auschwitz deportiert wurden. In Erinnerung an die 78 Leben, 78 Namen, hat OB Spies zusammen mit Romano Strauß und Anna Strauß einen Gedenkkranz am ehemaligen Gebäude des Landratsamts in der Barfüßerstraße angebracht.

In Erinnerung gerufen wurden alle Namen, die bekannt sind:
Adolf Braun (4 Jahre alt), Albert Braun (6 Jahre alt), Alfred Braun (1 Jahr alt), Alwine Braun (43 Jahre alt), Brigitte Braun (10 Jahre alt), Gertrud Braun (11 Jahre alt), Gisela Braun (13 Jahre alt), Margarete Braun (15 Jahre alt), Marianne Braun (17 Jahre alt), Max Braun (18 Jahre alt), Bernhardine Einacker (52 Jahre alt), Emma Einacker (25 Jahre alt), Adolf Kreutz (30 Jahre alt), Anna Kreutz (10 Jahre alt), Anna Kreutz (15 Jahre alt), Anni Kreutz (5 Jahre alt), Antonia Kreutz (40 Jahre alt), Arnold Kreutz (22 Jahre alt), Christine Josefine Kreutz (51 Jahre alt), Dora Kreutz (8 Jahre alt), Dorothea Kreutz (19 Jahre alt), Elisabeth Kreutz (13 Jahre alt), Hermann Kreutz (19 Jahre alt), Josefine Kreutz (11 Jahre alt), Julius Kreutz (27 Jahre alt), Karl Kreutz (17 Jahre alt), Konrad Kreutz (45 Jahre alt), Laubmann Kreutz (21 Jahre alt), Margarethe Kreutz (13 Jahre alt), Martha Kreutz (9 Jahre alt), Mathias Kreutz (43 Jahre alt), Mathilde Kreutz (67 Jahre alt), Theodor Kreutz (12 Jahre alt), Alwine Reinhardt   (14 Jahre alt), Erwin Reinhardt  (2 Monate alt), Helene Schäfer (32 Jahre alt), Magdalene Schäfer (6 Jahre alt), Renate Schäfer (8 Jahre alt), Amanda Schanne (13 Jahre alt), Maria  Schanne (49 Jahre alt), Robert Schanne (12 Jahre alt), Frieda Steinbach (32 Jahre alt), Julius Steinbach (4 Jahre alt), Marianne Steinbach (9 Jahre alt), Siegfried Steinbach (7 Jahre alt), Hildegard Straub (16 Jahre alt), Adam Strauß (21 Jahre alt), Agnes Strauß  (12 Jahre alt), Brigitte Strauß (2 Jahre alt), Elfriede Strauß (24 Jahre alt), Elise Strauß (50 Jahre alt), Ewald Strauß (48 Jahre alt), Heinz Strauß (17 Jahre alt), Heinz Strauß (4 Monate alt), Julius Strauß (18 Jahre alt), Salamande Strauß (15 Jahre alt), Alwine Weiss (54 Jahre alt), Willy Weiss (21 Jahre alt), Anna Winter (22 Jahre alt), Elisabeth Winter (9 Jahre alt), Friedrich Winter (3 Jahre alt), Georg Winter (9 Jahre alt), Gertrud Winter (2 Jahre alt), Hans Winter (7 Jahre alt), Johanna Winter (10 Jahre alt), Klara Winter (7 Monate alt), Richard Winter (3 Jahre alt), Rosa Winter (35 Jahre alt).

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